Seit etwa einem halben Jahr ist Nadine Krefeld Kaufmännische Vorständin des Pius-Hospital Oldenburg. Im Interview spricht sie über die Bedeutung der Universitätsmedizin Oldenburg (UMO).
Inwiefern war die Zugehörigkeit zur Universitätsmedizin bei Ihrer persönlichen Entscheidung für das Pius-Hospital Oldenburg ein Faktor?
Krefeld: Nach etwa 16 Jahren an der Uniklinik in Münster, wo ich bis 2020 tätig war, und vier Jahren in Friesoythe, einem spezialisierten Krankenhaus in ländlicher Region, hat mich die Aussicht, das Beste aus verschiedenen Welten zu vereinen, sehr gereizt. Ich freue mich sehr, mich wieder im universitätsmedizinischen Kontext engagieren zu können und die noch recht junge Oldenburger Universitätsmedizin als klinischer Partner mit weiterzuentwickeln und positiv zu begleiten zu dürfen. Dabei ist die kooperative Zusammenarbeit der vier Häuser und der Universität im Sinne der bestmöglichen Leistung in Forschung, Lehre und Krankenversorgung unter dem gemeinsamen Dach der Unimedizin absolut zukunftsweisend.
Welche Rolle spielt denn die UMO im ganz normalen Krankenhausalltag?
Krefeld: Fast die Hälfte unserer 13 Kliniken sind Universitätskliniken. Wer zum Beispiel als Patient für eine Operation in unsere Universitätsklinik für Augenheilkunde kommt, hat aber natürlich automatisch auch Kontakt zur nicht-universitären Klinik für Anästhesie und interdisziplinäre Intensivmedizin. Das Beispiel zeigt: Wir erreichen das universitäre Ziel erst durch die gute Zusammenarbeit aller Bereiche des Pius-Hospitals. Unser Engagement in Forschung und Lehre ist schließlich aufwändig, kostet viel Zeit und – so ehrlich muss man sein – auch Geld. Aber es bedeutet ebenso, gestalten und unterstützen zu können. Wir sind für die Krankenversorgung der Region ebenso unverzichtbar wie für den Erfolg der UMO. Das wissen wir und sind uns der Verantwortung bewusst. Wir alle im Pius-Hospital leben deshalb die Universitätsmedizin und ziehen an einem Strang.
Was zeichnet die UMO in Ihren Augen aus?
Krefeld: Die Universitätsmedizin Oldenburg hat sich aufgrund des fortwährenden Einsatzes vieler sehr engagierter Menschen aus dem Nordwesten und trotz zahlreicher Hürden immer weiterentwickelt. Es ist beeindruckend, was hier geleistet wurde und wird. Gleichzeitig ist die UMO noch jung. Im Zusammenhang mit der praktischen Ausbildung in den Krankenhäusern machen sich die größeren Kohorten mit 80 beziehungsweise 120 Studierenden zeitverzögert erst jetzt und in naher Zukunft so richtig bemerkbar. Das könnte hier und da im übertragenen Sinn auch mal mit Wachstumsschmerzen einhergehen. Wie bei einem Teenager, bei dem die Arme und Beine zwischendurch zu lang zu sein scheinen, bis der Rest nachgezogen hat. Wir werden uns und unsere Rollenverteilung deshalb immer wieder hinterfragen, anpassen und uns gegenseitig abstimmen müssen. Das wird einmal mehr herausfordernd, aber ich traue der UMO, also der Universität gemeinsam mit den vier Krankenhäusern, zu, dass ihr auch das gelingt.
Welchen Rat würden Sie als Krankenhaus-Vorständin Medizinstudierenden am Anfang ihrer Ausbildung mitgeben?
Krefeld: Ich finde es wichtig, Dinge und auch sich selbstkritisch zu hinterfragen. Warum will ich eigentlich was genau? Und passt diese Motivation zu dem Menschen, der ich sein will? Diese Fragen sollte sich eigentlich jeder Mensch immer wieder stellen. Andererseits plädiere ich auch dafür, mit Mut und Optimismus durchs Leben zu gehen und nicht alles immer 100-prozentig vorausplanen zu wollen. Es gelingt ohnehin nicht. Daher wäre mein Tipp, während der praktischen Ausbildung zur Ärztin oder zum Arzt mit Offenheit viele verschiedene Versorgungs-Settings kennen zu lernen, von ländlich bis urban, von klein bis groß.