Mehr Menschen als jemals zuvor waren der Einladung zum Parlamentarischen Abend der Universitätsmedizin Oldenburg (UMO) gefolgt. Die Teilnehmenden erfuhren, wie der Standort im Nordwesten in den kommenden Jahren dazu beitragen will, die Gesundheitsversorgung in Niedersachsen zu verbessern – und welche Unterstützung er dafür von der Landespolitik benötigt.
Begrüßt hat die mehr als 120 Gäste ein nach eigenen Worten „passionierter Fan der Universitätsmedizin Oldenburg“: Landtagspräsidentin Hanna Naber. Als Oldenburgerin hat sie die Gründung des noch jungen Standorts von Anfang an begleitet. „Oldenburg scheint im Hinblick auf die Ausbildung- und Versorgungssituation gut aufgestellt zu sein“, fasste sie das Erreichte zusammen.
Neben mehreren Ministerinnen und Ministern, darunter auch Innenministerin Daniela Behrens und Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi, waren zahlreiche Landtagsabgeordnete, Gäste von Verbänden sowie Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Landkreise im Nordwesten ins Alte Rathaus nach Hannover gekommen.
Mohrs kündigt „Kraftakt“ an
Das Thema, das alle verbindet und beschäftigt, benannte Wissenschaftsminister Falko Mohrs deutlich: „Wir brauchen mehr Studienplätze in Niedersachsen, denn wir brauchen mehr Ärztinnen und Ärzte.“ Gleichzeitig betonte er die Herausforderungen, die auch mit dem für Oldenburg vorgesehenen Aufwuchs von 120 auf 200 Medizinstudienplätze einhergehen. Insbesondere die benötigten Forschungs- und Lehrgebäude verursachten hohe Kosten. „Es wird ein Kraftakt“, kündigte er an, ließ aber keinen Zweifel daran, dass dieser jetzt „angepackt und zum Erfolg geführt“ werden müsse.
Mit der Universitätsmedizin Oldenburg habe er damit einen guten Partner an seiner Seite, erwiderte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder: „Das ist ein Kraftakt, den wir seit über zehn Jahren bewältigen.“ Er erklärte, was für einen bedarfsgerechten Ausbau des Medizinstandortes Oldenburg in den nächsten Jahren aus Universitätsperspektive wichtig ist. Neben der benötigten finanziellen Unterstützung, die die Universität benötige, um den Anstieg auf 200 Studienplätze stemmen zu können und der Umsetzung des bereits erarbeiteten Governance-Modells, das die Universität und ihre Kooperationskrankenhäuser auch auf administrativer Ebene stärker verknüpft, müsse der Standort zwingend als Maximalversorger eingestuft werden.
Universitätsmedizin Oldenburg als Maximalversorger
Hintergrund dieser Forderung ist die Ankündigung der Politik, die Leistungen der rund 170 niedersächsischen Krankenhäuser zu konzentrieren und die Kliniken dann in Grund-, Schwerpunkt- und Maximalversorger einzustufen. Aktuell gelten nur die Universitätsklinika in Hannover und Göttingen als Maximalversorger.
Rainer Schoppik, Vorstand des Klinikums Oldenburg, wies in diesem Zusammenhang auf die besondere Struktur der Universitätsmedizin Oldenburg hin. Die mehr als 20 Universitätskliniken verteilen sich über vier Kooperationskrankenhäuser: das Klinikum, das Pius-Hospital Oldenburg, das Evangelische Krankenhaus Oldenburg und die Karl-Jaspers-Klinik. „Die Universitätsmedizin Oldenburg erfüllt die Anforderungen an einen Maximalversorger gemeinsam“, betonte er. Deshalb sei eine pragmatische Lösung zur Anerkennung der Versorgungsqualität am Standort notwendig.
Wie die Zusammenarbeit zwischen den Häusern schon heute funktioniert, zeigte das praktische Beispiel einer fünfjährigen Patientin. Dank der über Krankenhausgrenzen hinweg etablierten Zusammenarbeit wurde bei ihr bereits im Alter von acht Monaten erkannt, dass sie taub ist und eine entsprechende Betreuung und Versorgung mit Cochlea-Implantaten angestoßen. In einem Videoeinspieler konnten Gäste erleben, dass das Mädchen heute hören und normal sprechen kann.
Dass beim Thema Hören insbesondere die Forschung am Standort Einfluss auch auf die Region hat, betonte auch Mohrs. „Der Exzellenzcluster Hearing4all ist etwas, das konkret das Leben von Menschen in Niedersachsen verbessert“, sagte er.
Forschung für die Menschen in der Region
Die Verbesserung der medizinischen Versorgung in Niedersachsen haben auch andere Forschungsprojekte zum Ziel, die ihre Arbeit im Rahmen des Parlamentarischen Abends vorstellten. Unter anderem forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, wie sich Stürze im Alter effektiv verhindern lassen, damit es gar nicht erst zu einer Verletzung kommt, wie technische Assistenzsystem Menschen helfen können, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden leben zu können und wie Telemedizin die Versorgung auch in entlegenen Orten verbessern könnte.
„Healthcare4all“ nannte Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang, Dekan der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften, den Anspruch, den die Universitätsmedizin in Sachen Lehre und Forschung habe. Einerseits bilde Oldenburg Ärztinnen und Ärzte aus, die das notwendige Mindset mitbringen, um die medizinische Versorgung der Menschen auch im Zusammenspiel mit modernster Technologie zu verbessern, andererseits seien genau diese Technologien auch Forschungsgegenstand. „Wir wollen durch verantwortungsvolle Digitalisierung und Partizipation eine flächendeckende Versorgung erreichen“, sagte er.