Kurz notiert | Ausgabe 2023-2
Alzheimer und Depression: Diagnose vom Computer?
Schon heute sind Computer auf Grundlage Maschinellen Lernens in der Lage, kleinste Veränderungen in Hirnscans zu registrieren, die auf eine beginnende Alzheimer-Demenz hinweisen können – und zwar lange, bevor selbst geschultes Fachpersonal diese Veränderungen bemerkt. Auch bei anderen psychischen Krankheiten könnte künstliche Intelligenz (KI) künftig Anwendung finden. Welche wissenschaftliche, ethische und soziale Bedeutung diese Entwicklung für die neuropsychiatrische Forschung und Praxis hat, untersuchen jetzt Forschende der Universität Oldenburg in einem neuen Forschungsprojekt.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt TESIComP („Theoretische, ethische und soziale Implikationen von KI für neuropsychiatrische Forschung und Praxis“) über drei Jahre mit mehr als 700.000 Euro. Medizinethiker Prof. Dr. Mark Schweda vom Department für Versorgungsforschung leitet das Verbundprojekt, bei dem die Universität Oldenburg mit dem Rostocker Standort des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und dem Universitätsklinikum Heidelberg zusammenarbeitet.
Studie zu Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen: Forschende brauchen Unterstützung
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Oldenburg erforschen die Beeinträchtigungen, die ein sogenanntes Kraniopharyngeom, ein gutartiger Tumor an der Hirnanhangdrüse, verursacht. Betroffene überleben diese Form des Hirntumors zwar in der Regel, leiden jedoch oft unter einer Vielzahl an Spätfolgen, wie Störungen des Gedächtnisses oder erhöhter Erschöpfbarkeit. Ein Teil der Betroffenen entwickelt ein hormonell bedingtes Übergewicht, das in vielen Fällen zu ernsten Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herzproblemen führt.
In einer Kooperation der Arbeitsgruppe Biologische Psychologie mit der Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde, Hämatologie/Onkologie am Klinikum Oldenburg versuchen die Forschenden der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften bei dieser seltenen Erkrankung die Art und das Ausmaß der möglichen Beeinträchtigungen systematisch zu erfassen. Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse können in Zukunft geeignete Therapiemaßnahmen für betroffene Kinder und Jugendliche entwickelt werden.
Für eine gesunde Kontrollgruppe sucht das Team nun Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren ohne neurologische oder psychiatrische Vorerkrankungen. Sie müssen sechs bis zehn Stunden Zeit an zwei bis drei Terminen einplanen und erhalten eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro pro Stunde. Neben körperlichen Untersuchungen stehen auch psychologische Tests auf dem Programm. Wer möchte, kann darüber hinaus an Messungen im Magnetresonanztomographen (MRT) teilnehmen, bei denen es insbesondere um das Gedächtnis und die Verarbeitung von Nahrungsreizen geht.
Informationen erhalten Interessierte bei Dr. Jale Özyurt, telefonisch unter 0171/2214981 oder per E-Mail an .
Preis für Forschung zu gefährlichen Hefepilzen
Für ihre Forschung zu Pilzinfektionen, die insbesondere für Menschen mit malignen hämatologischen Erkrankungen wie etwa Leukämie lebensbedrohlich sein können, hat die Oldenburger Mikrobiologin Dr. Janina Noster den mit 500 Euro dotierten Hermine Heusler-Edenhuizen-Preis erhalten. Zweimal jährlich zeichnen die Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Oldenburg sowie der Verein der Freunde und Förderer der Universitätsmedizin Nordwest eine herausragende wissenschaftliche Veröffentlichung mit diesem Preis aus. Noster hatte ihre Ergebnisse über zwei sich ähnelnde Hefepilze der Gattung Magnusiomyces kürzlich in der Fachzeitschrift „Antimicrobial Agents and Chemotherapy“ veröffentlicht. Die Wissenschaftlerin leitet seit 2020 die Forschungslabore des Universitätsinstituts für Medizinische Mikrobiologie und Virologie von Prof. Dr. Axel Hamprecht.
Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem endet eine Infektion mit den beschriebenen Spezies in bis zu 80 Prozent der Fälle tödlich. Die Behandlung ist aus zwei Gründen schwierig: Zum einen waren die beiden Pilzarten bislang schwer voneinander zu unterscheiden, zum anderen sind sie gegen viele Wirkstoffe, die normalerweise bei einem Pilzbefall helfen, resistent. Um die Gattung Magnusiomyces besser charakterisieren zu können, hat das Forschungsteam mehr als 30 unterschiedliche, bis zu 20 Jahre alte Proben aus deutschen und österreichischen Instituten zusammengetragen und sie mit modernen molekularen und massenspektrometrischen Identifizierungsverfahren untersucht. Anders als zuvor in der wissenschaftlichen Literatur angenommen, zeigte sich dabei, dass in Deutschland die Spezies M. clavatus häufiger für Erkrankungen sorgt als die verwandte Spezies M. capitatus. Damit auch Labore ohne teure Forschungsgeräte künftig beide Typen unterscheiden können, etablierte die Arbeitsgruppe außerdem eine neue Untersuchungsmethode. Das Team stellte fest, dass die verschiedenen Pilzkolonien auf einem bestimmten einen Farbstoff entwickelnden Nährboden entweder eine weiße oder eine grünblaue Färbung zeigen und damit eindeutig bestimmbar sind.
Damit die Hefepilze nicht nur identifiziert, sondern auch wirksam behandelt werden können, testete das Team anschließend verschiedene Antimykotika. Bei den in-vitro-Versuchen mit den Pilzkulturen im Labor zeigten Voriconazol und Posaconazol die beste Wirksamkeit. Insgesamt trägt die Arbeit zum Verständnis der Epidemiologie der seltenen Erreger bei und liefert Kliniken und Laboren wichtige Hinweise für Diagnostik und Therapie.