Artikel

  • Martin Bleichner ist ins Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgenommen worden. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

Bleichner ins Heisenberg-Programm aufgenommen

Der Neurowissenschaftler Martin Bleichner untersucht Gehirnprozesse - und zwar außerhalb des Labors. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ihn und seine Forschung jetzt ins renommierte Heisenberg-Programm aufgenommen.

Der Neurowissenschaftler Martin Bleichner untersucht Gehirnprozesse - und zwar außerhalb des Labors. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ihn und seine Forschung jetzt ins renommierte Heisenberg-Programm aufgenommen.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nimmt den Oldenburger Neurowissenschaftler Dr. Martin Bleichner in das renommierte Heisenberg-Programm für herausragende Wissenschaftler*innen auf. Mit der Förderung in Höhe von 560.000 Euro über die nächsten fünf Jahre kann Bleichner seine Forschung vertiefen. In dieser Zeit will er das Vorhaben „The Everyday Brain: Towards Capturing Temporal Dynamics Beyond the Lab“ (Deutsch: „Das Gehirn im Alltag – Hin zur Erfassung zeitlicher Dynamiken außerhalb des Labors“) umsetzen. Bleichners Ziel ist es, herauszufinden, wie das menschliche Gehirn in alltäglichen Situationen funktioniert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Wahrnehmung von Geräuschen und Sprache. 

Martin Bleichner forsche am Department für Psychologie mit großem Engagement an der Schnittstelle zwischen Hörforschung, Psychologie und Neurowissenschaften und sei davon angetrieben, anhand von echten Alltagsdaten zu verstehen, wie das menschliche Gehirn funktioniert, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder. „Mit ihm nimmt die DFG nicht nur einen exzellenten Forscher ins Heisenberg-Programm auf, sondern auch einen ausgezeichneten Hochschullehrer und ausgewiesenen Förderer angehender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“

Ein zentraler Punkt in Bleichners künftiger Forschung ist die Weiterentwicklung tragbarer Elektroenzephalografie-Geräte (EEG), mit denen sich Hirnströme im Alltag messen lassen. Er möchte sie unauffällig wie ein Kleidungsstück gestalten, damit Trägerinnen und Träger sie im Idealfall vergessen. Auf diese Weise will der Neurowissenschaftler Messdaten erheben und untersuchen, wie Menschen ihre Welt wahrnehmen und welche Rollen dabei Konzentration, Stimmung und Aufmerksamkeit spielen. Ein Schwerpunkt liegt auf den Geräuschkulissen des Alltags und auf der Frage, wie das Gehirn zum Beispiel Hintergrundgeräusche, Sprache oder Musik verarbeitet. All diese Zusammenhänge besser zu verstehen, könnte zum Beispiel auch dabei helfen, akustische Arbeitsbelastungen besser einzuschätzen und Ansatzpunkte bieten, diese zu verbessern. Bereits heute untersucht Bleichner zusammen mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dirk Weyhe, Direktor der Universitätsklinik für Viszeralchirurgie am Pius-Hospital Oldenburg, die Geräuschbelastungen, denen Mitarbeitende in OP-Räumen ausgesetzt sind. Außerdem will der Neurowissenschaftler künftig mit Menschen mit psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen arbeiten. Ihre Gehirnaktivitäten in alltäglichen Situationen besser zu verstehen, könnte Ansätze für neue Diagnose- und Therapieformen bieten.

Bleichner studierte Cognitive Science an den Universitäten Osnabrück und Utrecht (Niederlande). Er promovierte am University Medical Center Utrecht und wechselte 2013 nach Oldenburg. Hier entwickelte er unter anderem mit Prof. Dr. Stefan Debener unter dem Namen cEEGrid spezielle auf die Haut aufklebbare Elektroden, die es erlauben, Gehirnströme mobil und am Ohr zu messen. Von 2016 bis 2018 war der Neurowissenschaftler Associate Junior Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg. Seit 2019 leitet Bleichner die von der DFG geförderte Emmy Noether Gruppe „Neurophysiologie des Alltags“. 

Gerade erst hat Bleichner gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Debener und Dr. Cornelia Kranczioch für ein Seminar im Masterstudiengang „Neurocognitive Psychology“ den „Preis der Lehre“ der Universität in der Kategorie „Beste Veranstaltung“ erhalten. In den Jahren 2021 und 2022 verlieh ihm die Universitätsgesellschaft Oldenburg e.V. (UGO) sowohl den Preis für exzellente Forschung als auch den Preis für hervorragende Promotionsbetreuung.