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    Dass deutsche und niederländische Patientinnen und Patienten gemeinsam im Wartezimmer sitzen, ist bislang noch die Ausnahme. Das CBI arbeitet unter anderem daran, dass Menschen in Grenzregionen auch von den Gesundheitsangeboten des Nachbarlandes profitieren können. ©Mikhail Mishchenko - stock.adobe.com

Zwei Länder, ein Ziel

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zu stärken – das ist das Ziel des Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention. Vernetzungsmöglichkeiten bietet das bevorstehende Health Research Meet-up.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zu stärken – das ist das Ziel des Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention. Vernetzungsmöglichkeiten bietet das bevorstehende Health Research Meet-up.

Einblicke in aktuelle Gesundheitsforschung erhalten, gemeinsame Herausforderungen bei der Gesundheitsversorgung in verschiedenen Grenzregionen entdecken und vor allen Dingen Kontakte knüpfen – diese Möglichkeiten bietet das Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI). Das CBI ist ein gemeinsames Institut der Universität Oldenburg und der Universität Groningen. In Kooperation mit dem Rijnland Instituut bringt es an diesem Tag ganz unterschiedliche Menschen zusammen: Forschende, Mitarbeitende des Gesundheitswesens, Gesundheitspolitiker*innen, Mitarbeitende von Krankenversicherungen und auch Bürgerinnen und Bürger. 

Sie alle sind eingeladen zum vierten Health Research Meet-up, das am Montag, 18. November, von 9.30 bis 15.30 Uhr in Groningen stattfindet. „Treffen wie dieses geben allen Seiten die Möglichkeit zur Diskussion aktueller Entwicklungen, liefern neue Ideen für laufende Kooperationen und legen auch den Grundstein für neue Projekte“, betont Gesundheitsökonom Prof. Dr. Lars Schwettmann, der zum Board des CBI gehört.

Abwechslungsreiches Tagungsprogramm

Interessierte erwartet ein vielseitiges Programm: Brigitte van der Zanden von der gemeinnützigen Organisation euPrevent berichtet etwa über grenzüberschreitende Gesundheitsprojekte im belgisch-deutsch-niederländischen Grenzgebiet rund um die Städte Aachen, Lüttich und Maastricht. Prof. Dr. Ulrike Junius-Walker von der Medizinischen Hochschule Hannover spricht in ihrer Keynote darüber, wie wir als Gesellschaft auf die demographisch bedingt zunehmenden Altersbeschwerden vorbereitet sind – eine Entwicklung, die ländliche Grenzregionen besonders betrifft. Im Rahmen von Kurzvorträgen erzählen außerdem unter anderem Forschende aus Twente, Eindhoven und Osnabrück über verschiedene Erfahrungen in der grenzüberschreitenden Forschung. 

Die Forschenden des CBI selbst berichten von ihren Fortschritten in zwei großen Forschungsinitiativen, die das Niedersächsische Wissenschaftsministerium mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro fördert. „Einige unserer Projekte sind auf der Zielgeraden. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um diese Erkenntnisse vorzustellen und die Bedeutung für die Region zu diskutieren“, sagt Schwettmann. Ziel des CBI sei es, mit neuen Forschungsergebnissen die zukünftige medizinische Versorgung der Menschen in der Region zu verbessern.
 

4th Cross-Border Health Research Meet-up

18. November 2024
9.30 bis 15.30 Uhr
 

House of Connections
Grote Markt 21
Groningen
 

Beispiel aus der grenzüberschreitenden Forschung

Einer der Wissenschaftler, der auf beiden Seiten der Grenze forscht, ist Dr. Alexander Fassmer von der Universität Oldenburg. Mit seinem Team hat er Fachkräfte in 600 deutschen und 600 niederländischen Pflegeheimen über die Pflege im Allgemeinen, die spezielle Pflege am Lebensende und Krankenhaustransporte befragt. „Die beiden Systeme sind sehr unterschiedlich“, hat Fassmer herausgefunden. „In Deutschland betreuen die niedergelassenen Hausärztinnen und -ärzte ihre Patientinnen und Patienten auch im Pflegeheim, so dass in einem deutschen Pflegeheim durchschnittlich acht verschiedene ärztliche Fachkräfte ein- und ausgehen. In den Niederlanden kümmern sich hingegen spezielle Altersmediziner um die Pflegeheimbewohner. Das führt zu einer besseren Versorgung und weniger Krankenhausaufenthalten“, fasst Fassmer zusammen.

Ein weiterer Unterschied zwischen Deutschland und den Niederlanden: Im Nachbarland ist das „Advanced Care Planning“ deutlich verbreiteter. In Dreiviertel der Pflegeheime bestimmen die Bewohner*innen ihre Gesundheitsziele und ihre Wünsche an die Pflege am Lebensende selbst. Diesen gemeinsamen Ansatz der Pflegeplanung bieten in Deutschland nur vier von zehn Pflegeheimen. „In Deutschland liegt der Fokus auf lebensverlängernden Maßnahmen, in den Niederlanden geht es eher um die Lebensqualität“, so Fassmer.

Forschungsraum Ems-Dollart-Region weist Parallelen zu anderen Grenzregionen auf

Auch wenn die Forschenden des CBI speziell die Ems-Dollart-Region untersuchen, stoßen sie dabei auf Besonderheiten, die exemplarisch auch für andere Grenzregionen sind. Prof. Dr. Stefan Pichler, Associate Professor of Public Health an der Universität Groningen, der ebenfalls zum CBI-Board gehört, stammt selbst aus Südtirol. „Südtirol ist eine ländliche Gegend, in der der Zugang zu guter Gesundheitsversorgung schwierig ist“, erklärt er. Viele europäischen Grenzregionen seien dünn besiedelt und wiesen ein hohes Durchschnittsalter auf. „Das geht häufig mit einem Personalmangel im Gesundheitswesen einher, weil es Fachkräfte eher in die wirtschaftlichen Zentren eines Landes zieht“, erklärt er.

Ebenfalls typisch für ländliche Regionen: ein geringerer sozioökonomischer Status – eine Messgröße, in den Faktoren wie etwa der finanzielle Wohlstand, das Bildungsniveau und die Arbeitslosigkeit einer Region einfließen. „Ein geringer sozioökonomischer Status führt häufig dazu, dass Menschen sich auch einen ungesünderen Lebensstil aneignen und weniger gesunde Lebensjahre haben“, so Pichler.
Ziel des CBI ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich die Versorgung in diesen Grenzregionen verbessert. Wie vielfältig die Ansätze dafür sind, zeigen die verschiedenen Referentinnen und Referenten beim bevorstehenden Meet-up. Der persönliche Austausch zwischen Forschenden und Interessenvertreter*innen auf beiden Seiten der Grenze sei eine wichtige Voraussetzung für eine zielgerichtete Forschung, betont Schwettmann. „Er ist einer der wichtigsten Bausteine für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“