Bunte Post-its an Glaswänden, gespannte Blicke auf Laptop-Screens, Stimmengewirr in kleinen Gruppen – und überall: Energie, Ideen und echte Lösungen. Zwei Tage lang wurde das CORE Oldenburg zur Denkfabrik für die Gesundheitsversorgung von morgen. Beim Healthcare Hackathon entwickelten zwölf Teams aus elf Challenges heraus innerhalb kürzester Zeit mutige Prototypen.
Der Healthcare Hackathon Oldenburg – ausgerichtet vom Klinikum Oldenburg und der Universität Oldenburg – brachte Akteure der Gesundheitsbranche aus ganz Deutschland zusammen. Die Teilnehmenden kamen unter anderem aus Greifswald, Berlin, Mainz und Bayern. Bereits bei der Eröffnung war die Aufbruchsstimmung zu spüren: Im vollen Saal begrüßte Moderator Jürgen Böse die mehr als 120 Teilnehmenden und Gäste. Mit kleinen interaktiven Übungen – etwa dem gleichzeitigen Zurufen aller Vornamen – sorgte er von Anfang an für eine offene, lockere Atmosphäre und ein Gefühl von Gemeinschaft.
Design-Thinking-Coach Kilian Flade aus Berlin führte die Gruppen mit viel Erfahrung, Tempo und Feingefühl durch einen klaren Innovationsprozess: vom Problemverständnis über Erstellung von Personas bis hin zu ersten Prototypen. „Was ihr morgen präsentieren werdet, könnt ihr euch heute noch nicht vorstellen – aber es wird euch überraschen“, kündigte er am ersten Tag an.
In den Meetingräumen des Coworking-Spaces wurde diskutiert, gebastelt, verworfen und neu gedacht. „Wir erleben hier Teamarbeit auf Augenhöhe – konzentriert, offen, hochdynamisch“, beschreibt Kim Körber, Geschäftsbereichsleitung Unternehmensentwicklung vom Klinikum Oldenburg, die Atmosphäre. „Es ist fast ein bisschen wie Silicon Valley – nur eben in Oldenburg.“
Die Challenges griffen dabei aktuelle Fragen auf – zum Beispiel, wie man digitale Assistenten für pflegebedürftige Menschen entwickeln kann, die auch dann antworten, wenn niemand Zeit hat. Andere Gruppen arbeiteten an der Motivation junger Patientinnen und Patienten, sich an Therapie-Vorgaben zu halten,, an digitalen Lösungen für das Nähe-Distanz-Verhältnis in der Pflege psychisch kranker Straftäter*innen, oder an Möglichkeiten, Wearable-Daten - etwa von der Smartwatch - für Prävention und Gesundheitsaufklärung zu nutzen. Am ersten Tag wurde mit Laptops, Post-its und viel Brainstorming gearbeitet, am zweiten Tag folgten schon die Prototypen: von gebastelten Modellen bis zu klickbaren App-Demos.
Am Nachmittag des zweiten Tages präsentierten die Teams ihre Ideen vor einer hochkarätigen Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertratern aus Wissenschaft, Klinikum, Gründungsszene und dem Gründer des Healthcare Hackathon Deutschlands. Die Spannung war greifbar – fünf Minuten Pitchzeit, ein Versuch, das eigene Projekt verständlich, präzise und überzeugend darzustellen. Insgesamt stellten die Teilnehmenden zwölf Ideen vor – darunter Konzepte mit spielerischen Elementen, Künstlicher Intelligenz, Sprachassistenz, physischem Prototypenbau und realistischen Anwendungsszenarien. „Ich hätte nie gedacht, dass wir in zwei Tagen so weit kommen“, so eine Teilnehmerin aus dem Bereich Pflege.
Die Jury zeichnete Ideen in den Kategorien bester Pitch, größtes Start-up-Potenzial, bester Prototyp, stärkster Praxisbezug und bestes Forschungspotenzial aus. Das sind die Siegerprojekte;
- Stärkster Praxisbezug: „OTTO“, ein sprachbasierter, cloudgestützter Patientenassistent, der Informationen rund um den Klinikaufenthalt niedrigschwellig bereitstellt – datenschutzkonform und einfach per Telefon erreichbar. OTTO weiß zum Beispiel, wann die Stutzstrümpfe gewechselt werden und was es heute zu Essen gibt.
- Größtes Forschungspotenzial: „Borderlix“ hat die Vision, eine Plattform für grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung zu schaffen. Diese soll Menschen, die an der deutsch-niederländischen Grenze wohnen, einen besseren Zugang zu Gesundheitsangeboten ermöglichen.
- Bestes Start-up-Potenzial: „OrthoMate“, eine smarte Orthese mit Sensorik, App-Anbindung und Gamification-Features, die Jugendliche motiviert, ihre Therapie aktiv mitzugestalten.
„Die Qualität der Ideen war bemerkenswert. Was uns besonders beeindruckt hat: Die Teams haben nicht nur kreativ gedacht, sondern auch konkret umgesetzt – immer mit Blick auf die Praxis“, sagt Dr. Annika Summ, Referentin für soziale Innovation an der Universität Oldenburg.
Die Universität Oldenburg und das Klinikum stellen den Teams auch nach dem Event Unterstützungsangebote – etwa für die Weiterentwicklung oder erste Anwendung der Ideen im Versorgungsalltag – zur Verfügung.
Der Healthcare Hackathon in Oldenburg ist Teil einer deutschlandweiten Veranstaltungsreihe, die neue Lösungswege im Gesundheitswesen fördert.